Willkommen in der Splatter-Disco! Spätestens, wenn Frontmann und Bühnenpsychopath Chris L. mit einer Flex am eigenen Bühnenoutfit einen beeindruckenden Funkenregen erzeugt, sich ein halbes Dutzend anülen durch die Gliedmaßen gepierct, und das Publikum mit einem Regen aus Kunstblut überzogen hat, sollte auch dem letzten Konzertgnger klar geworden sein, dass es sich bei Agonoize nicht um eine x-beliebige harte Electro-Combo handelt.
Es ist sicher auch zu einem nicht unmaßgeblichen Teil ihrer explosiven Bühnenshow zuzuschreiben, dass die drei Verrückten aus Berlin sich in relativ kurzer Zeit einen so großen Namen innerhalb der Szene erspielt haben. Hinzu kommt, dass es Mike Johnson, Oliver Senger und Chris L. verstehen, Songs zu schreiben, die, bei aller Härte, eine ordentliche Portion Hit-Qualitäten mitbringen. Allesamt Musik-Veteranen, haben die drei auch das nötige Know How und die Erfahrung, um ihre Songs in einen satten Sound zu kleiden, der jeden Club-Boden zum Beben bringt.
Gegründet 2002 von Mike und Oliver, fanden sie in Chris schnell den geeigneten Frontmann, der ihre elektronischen Feuerwalzen mit dem nötigen Elan auf die Bühne bringt. Mit dem ersten Album „Assimilation: Chapter One“ und den beiden dazugehörigen EPs „Paranoid Destruction“ und „Open The Gate/To Paradise“ (alle zusammen wieder veröffentlicht als Doppel-CD „Assimilation: Chapter Two“) spielte man sich schnell in die Herzen der meisten Freunde knallharter Electro-Kost. Auch an der Livefront begnügte man sich nicht mit dem Backen kleiner Brötchen, sondern gab sein Debüt lieber gleich im Rahmen des Dark City Festivals in Edinburgh, Schottland, neben Größen wie VNV Nation. Es folgten Touren in der ganzen Welt, welche die Band nicht nur auf sämtliche großen Szene-Festivals führten, sondern u.a. auch bis nach Tel Aviv in Israel. Dass man ziemlich schnell mit so ziemlich allem, was in der Szene Rang und Namen hat, die Bühne geteilt hatte, versteht sich von selbst.
Aber auch im Studio blieb man selbstverständlich nicht untätig, denn die stetig wachsende Fangemeinde will schließlich mit neuem Material gefüttert werden. So folgten 2005 gleich zwei Releases: die EP „V 2.0 – Evil Gets An Upgrade“ und das brachiale Doppelalbum „999“, die beide von Kritik und Publikum gleichermaßen gefeiert wurden. 2006 ging man mit der limitierten EP „Ultraviolent Six“ (…die schon jetzt ein gesuchtes Sammlerstück ist) und dem provokanten Clubhit „Koprolalie“ (inkl. einer ziemlich unverblümt heraus gebrüllten Aufforderung zur Kopulation) in die Vollen. Zwischen ihren unermüdlichen Liveaktivitäten hatte sich die Band wieder ins Studio begeben, um mit „Sieben“ einen adäquaten neuen Longplayer einzuspielen. Und wer die Band kennt, kann sich sicher denken, dass es auch auf diesem nicht gerade zimperlich zugeht: Die Beats wurden gegenüber dem Vorgängeralbum „999“ deutlich um ein paar Härtegrade nach oben geschraubt, und auch textlich wurden wieder sämtliche Grenzen überschritten. Erfrischenderweise nehmen sich die Berliner dabei nie zu bierernst, und auch die fiesesten Perversionen gehen ihnen immer mit einem Augenzwinkern und einer ordentlichen Portion Ironie von der Hand.
Agonoize haben Charisma, und zwar eine ganze Menge davon, außerdem sind sie auf so sympathische Weise komplett durchgeknallt, und fahren dazu einen extrem fetten Sound… man wird sich also darauf einstellen können, dass man in Zukunft immer mehr Leute, die einen Kopf, der zwei Finger in Selbstmordgeste an die Stirn legt, irgendwo an gut sichtbarer Stelle tätowiert haben, durch die Straßen flanieren sehen wird.