End of green


End of green

willkommen am rande des abgrunds. end of green, die berüchtigten süddeutschen melancholiker kommen mit ihrer sechsten platte zurück: „the sick‘s sense“. ein monster von einer platte, ein schwarzer abgrund, der tunnel am ende des lichts – eine meterdicke wall of sound aus goth, metal, alternative, rock‘n‘roll und sogar gewitzten referenzen an die 80er-jahre – stets näher am abgrund als an der vernunft.

End of green „dead end dreaming“ vermittelte perfekt die illusion, man sei end of green näher gekommen, hätte endlich verstanden, was das quintett da macht. doch end of green auf einen chartentry, einen clubhit, goth-posterboys und schwermut herunterzurechnen entpuppt sich als großer fehler. die abgründe des fünfers scheinen noch tiefer geworden zu sein.

„the sick‘s sense“ ist ein verdammter brocken. wehmütige melodien treffen auf nonchalante brachialität, leidenschaft auf wut und zerbrechliche gefühle auf ungeahnte bösartigkeit. end of green operieren am offenen herzen. the sick‘s sense ist ein bemerkenswert geradliniger ausweg aus der wiederholungsfalle. die falle, der auch end of green zum opfer hätten fallen können, wären sie nicht der kauzige haufen, der sie nun mal sind. „the sick‘s sense“ zeigt end of green von ihrer bisher stärksten seite. mit der berüchtigten emotionalität und der zynischen bitterkeit, die end of green so vielen voraus haben. und schon wieder hören sich end of green so frisch an, wie eine band, die gerade ihr erstes album veröffentlicht. genau an dem punkt, an dem man end of green aufgrund ihrer brachial hingerotzten unmittelbarkeit gut und gerne unterschätzen könnte, öffnet „the sick‘s sense“ türen in komplett neue welten. „the sick‘s sense“ zeigt end of green in all ihren facetten – auf eine er- schreckend ehrliche art und weise.

produziert wurde „the sick‘s sense“ von corni bartels in den münchner weltraum studios. auf den ersten blick eine merkwürdige allianz, kommen von dort doch eher poppige platten. bei genauerem betrachten haben sich dort aber seelenverwandte getroffen.

die größe der melancholiker um goth-ikone michelle darkness zeigt sich auch in den dingen, die sie nicht getan haben. end of green sehen keinen anlass, das drama in hochglanz zu inszenieren. ihre tragödien kommen mitten aus dem leben. dem leben, das sich tagtäglich abspielt (sie zelebrieren es beinahe). kein platz für konfek-tionsgoth oder befindlichkeiten (selten war nihilismus befreiender). wut, hass, leid und trauer – mit fast erfrischender bitterkeit schütten michelle darkness, kirk kirker, lusiffer, rainier sicone di hampez und sad sir ihre herzen aus.

bei konzerten wiederum reißen end of green die barrieren zwischen bühne und publikum nieder. mit ihrer intensiven performance verwandeln sie eine scheinbar normale konzertsituation in einen trip. das quintett lässt sich treiben und treibt gleichzeitig. wer diesem wahnsinn einmal beiwohnen durfte wird süchtig – ob im kleinen club, oder auf großen festivalbühnen. mit „the sick‘s sense“ schalten end of green auch da in den sechsten gang – immer geradeaus – neben der autobahn.

end of green machen den unterschied zwischen licht ausschalten und die augen schließen. denn musik, die nicht berührt ist zeitverschwendung.