Feindflug


2007, 2009, 2011

Feindflug

Das Projekt FEINDFLUG entstand im Laufe der Jahre ’95 und ’96. Durch einen Zufall trafen sich die beiden Hauptakteure Banane und Felix. Banane legte damals mit Beam als DJ auf, hatte aber auch eigene musikalische Vorstellungen und Felix hatte das nötige Equipment um die musikalischen Vorstellungen beider in Form tanzbarer Industrial-Musik umzusetzen. So begannen die ersten Soundtüfteleien. Zu dieser Zeit war noch Nico mit von der Partie, aufgrund musikalischer Differenzen trennte man sich aber ziemlich schnell voneinander. Live wurde FEINDFLUG lange von Beam als Live-Drummer unterstützt, man trennte sich aber aufgrund diverser Vorfälle Anfang 2005 von ihm.

Als ersten Output schuf Felix das Stück „Machtwechsel“ als neues Intro für Bananes DJ-Aktivitäten. Dann entstand der erste gemeinsame Song „Feindflug“, welcher auch in regionalen Clubs lief, und das Projekt war geboren. Später wurde der Titel dieses ersten gemeinsamen Stückes auch der Projektname. Allerdings war der Name FEINDFLUG nie als Bandname, sondern immer als Projekttitel gedacht, welcher auch ermöglichen sollte, dass andere Themen dann wieder unter einem anderen Titel erscheinen können (…Überlegungen gingen/ gehen bis hin zum Komplex Stalin oder religiöser Fanatismus). In diesem Zusammenhang sollte man auch wissen, dass der Schriftzug des Projektnamens in einer amerikanischen Frakturschrift dargestellt und nicht in altdeutschen Lettern, wie uninformierte Vorverurteiler behaupten.

Im Laufe des Jahres ’97 erschien dann das erste Album „FEINDFLUG“ als selbstproduzierte CD-R in 3 verschiedenen Auflagen (30+30+100), wobei die erste Version auch noch zwei andere Tracks beinhaltete. Es gab zwar auch Interesse von Plattenfirmen, aber alle wollten, dass irgendwelche Sachen verändert werden, z. Bsp. Projektname, die Namen der Titel usw. So kam es, das 1998 die Maxi „I. / St. G. 3“ bei einem umstrittenen Label erschien, allerdings genau in der Form, wie es das Projekt wollte.

Betrachtet man den musikalischer Aspekt so kann man sagen, daß FEINDFLUG durch das verschmelzen von Electro/EBM und Industrial soundtechnisch neue Wege ging und eine eigenständige Musikrichtung prägte: „Electro-Industrial“. Der neue Begriff taucht heute immer wieder in Beschreibungen für andere Projekte und als Erklärung für einen bestimmten Sound auf. Speziell die Bands MARITA SCHRECK und FEINDFLUG können aus heutiger Sicht als Begründer dieses Genres gesehen werden, denn kaum andere Bands haben die Verschmelzung der zwei Musikstile in solch einer Perfektion zelebriert…. „Oft kopiert, nie erreicht!“

Die ständigen Diskussionen die durch das Vorhandensein des Projekts FEINDFLUG in der Musikszene verursacht wurden, führten dazu, dass Anfang 1999 im Freundeskreis das Label Black Rain gegründet wurde, auch um dem Projekt die Möglichkeit zu geben, sein gesamtes Schaffen einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen, das heißt, eine Wiederveröffentlichung des gesamten ersten Albums. Zu diesem Zeitpunkt kursierten die unmöglichsten Gerüchte, Lügen und Halbwahrheiten über den Inhalt dieses ersten Tonträgers und über das Projekt im Allgemeinen. Keiner dieser Kritiker kannte in irgendeiner Form das komplette Werk von FEINDFLUG, geschweige denn, machte sich die Mühe auch mal etwas zu hinterfragen oder sich mit den Machern dahinter auseinanderzusetzen…

Die CD erschien mit mehreren Wochen Verspätung im Juni 1999 unter dem Titel „FEINDFLUG [Vierte Version]“ (Wer nur sagt „Vierte Version“ liegt falsch!) und enthielt im Austausch zwei neue Stücke. Als Hinweis war im Digipak der CD folgendes zu lesen: „Jede Form der Verherrlichung/ Verharmlosung des Zweiten Weltkrieges widerspricht der Intention dieses Projektes. Es will vielmehr deutlich machen, dass gerade diese Epoche der Geschichte, den Beginn einer neuen technologischen Kriegsführung darstellt, in der das Individuum zum millionenfachen Opfer wurde/ wird. Bezüge des Themas zum aktuellen Zeitgeschehen ergeben sich jeden Tag neu…“. Weiterhin hier noch ein Auszug aus dem Pressetext von 1999: „Hier wird nicht mit irgendetwas kokettiert, sondern das erste Album des Projektes ist ein Zyklus zu Aufstieg/ Motiven/ Handlungen/ Untergang der Nazis von 1933-1945. In diesem Sinne müssen auch Musik/ Samples/ Bilder/ usw. unbedingt als thematische Symbiose betrachtet werden. Ein ähnliches Projekt gibt es übrigens auch von Ammer & Einheit [Einstürzende Neubauten] unter dem Projekttitel „Deutsche Krieger“® da regt sich übrigens keiner auf!“

Waren schon Monate vorher Titel, wie „Leitbild“ und „Kahle Bedrohung“ zu Clubhits avanciert, so wurde es danach „|Stukas| Im Visier“, welcher bis heute den FEINDFLUG-Klassiker schlechthin darstellt.

Im November 1999 erschien dann die Maxi „Im Visier“. Getreu der Konzepthaftigkeit von FEINDFLUG-Veröffentlichungen ist sie über die thematischeBrücke „Flugzeug“ inoffiziell Prof. Hugo Junkers gewidmet, einem der größten deutschen Konstrukteure/ Flugpioniere. Fälschlicherweise wird sein Name immer wieder mit der deutschen Luftrüstung des Zweiten Weltkrieges in Verbindung gebracht. Leider wissen nur die wenigsten, daß Junkers zeitlebens ein überzeugter Pazifist war. Er wurde 1933 von den Nazis zwangsenteignet und unter Arrest gestellt. Seines Lebenswerkes beraubt starb er 1935 in der Nähe von München. Auch die JU-87 (Stuka) wurde nicht durch ihn konstruiert, sondern es wurden Teile seiner älteren Baupläne für ein Sportflugzeug dafür mitverwandt. Fast vergessen sind heute die hohen Verdienste dieses genialen Konstrukteurs gerade in der zivilen Luftfahrt und auch die revolutionäre Erfindung des Gasdurchlauferhitzers oder des Gegenkolbenmotors.

Auch der Titel der CD „Sterbehilfe“, welche im Juni 2000 erschien, ist sowohl sarkastisch, als auch zugleich ernst gemeint. In der Thematik des „Sterbens“ allgemein bildet dabei die Todesstrafe in den USA den Hauptschwerpunkt, während gleichzeitig zwei Titel die Brücke zum ersten Album schlagen. Im Vorfeld der Produktion dieser CD kam es erneut zu Schwierigkeiten, allerdings diesmal anderer Art. So weigerte sich der holländische Digipak-Hersteller die Produktion auszuführen, aufgrund des Bildes eines auf dem elektrischen Stuhl Hingerichteten. Auch die Intervention unseres Presswerk-Service-Partners konnte die holländische Druckerei nicht umstimmen, so dass ein anderer Hersteller für die Umverpackung gefunden werden musste. Die Wahrheit tut halt manchmal weh!

In all dem Trubel, den es bisher um FEINDFLUG gab/ gibt, ist im Allgemeinen zu erkennen, das speziell die ausländischen Hörer viel differenzierter und feinfühliger mit dem Material von FEINDFLUG umgehen, während man degegen innerhalb Deutschlands lieber auf leicht verfügbare und vor allem sehr beliebige Vorurteile zurückgreift und sich in Sachen philosophischen Denkvermögens selbst eine denkbar schlechte Note verpasst.

Am 3. Juni 2002 sollte dann die CD „Hirnschlacht“ erscheinen. Allerdings weigerte sich diesmal die österreichische CD-Fabrik den Auftrag auszuführen. Als Grund dafür reichten die immer noch im Internet kursierenden Gerüchte über FEINDFLUG. Immerhin kann in diesem Medium jeder seine „verkorksten“ Ansichten über Jahre konservieren, egal, ob es sich um Lügen handelt oder nicht. Man hielt es nicht für nötig, sich im Zuge einer objektiveren Bewertung auch mit den unzähligen Seiten auseinander zu setzen, auf denen ganz andere Dinge über FEINDFLUG stehen… Trotz der Kurzfristigkeit dieses Problems, wurde es auch recht schnell gelöst. Aus der Not wurde eine Tugend und die Gäste der FEINDFLUG-Tour konnten sich über eine im Eiltempo produzierte limitierte [Red Edition] des Albums freuen, während die Digipak-Auflage 3 Wochen später erschien. Manchmal gewöhnt man sich sogar an Probleme… Der Titel „Hirnschlacht“ der CD verkörpert diesmal die Verarbeitung gleich mehrerer Themen, in erster Linie Verbrechen, weiterhin Glauben, usw. Erstmalig wurde auch ein Videoclip für den PC integriert, welcher Ausschnitte aus mehreren FEINDFLUG-Konzerten enthält. Die Musik auf „Hirnschlacht“ war nicht mehr ganz so rau und wütend, wie auf dem ersten Album, sondern glänzte vor allem in kompositorischer Hinsicht.Die neuen „Hits“ wie „Glaubenskrieg“, „Kalte Unschuld“ oder „Kopschuss“ überzeugten mit teilweise modifizierten Sounds und zeigten eine neue musikalische Bandbreite in den Werken von FEINDFLUG.

Im März 2003 erschien dann in einer erweiterten Wiederauflage die Maxi „I. / St. G. 3 [Phase 2]“ auf Black Rain neu. Als Bonus enthält die CD das bisher unveröffentlichte Fulltime-Stück „Outro“ und im Austausch „NSD“ als originale Vollversion von 1997.

Mehr als ein Jahr trug man sich schon mit dem Gedanken, doch auch mal ein Picture Vinyl herauszubringen, als dies endlich im August 2004 in Form eines 12″ Picture Vinyls geschah, welches neben exklusiven Remixen auch schon einen Track des nächsten Albums enthielt sowie den gesuchten Speed-Mix von Leitbild aus dem Jahre 1997.

Drei Jahre nach „Hirnschlacht“ erfolgte im Oktober 2005 die Veröffentlichung des Albums „Volk und Armee…“, welches wieder ein wahres FEINDFLUG- Fieber auslöste. Musikalisch wurde das Album von der Presse als Mischung aus „Hirnschlacht“ und „Feindflug [4.V.]“ betrachtet, jedoch ist diesmal besonders die musikalische Vielfalt hervorzuheben, sowohl was Rhythmik und Sounds, als auch den fast schon orchestralen/hymnischen Charakter einiger Titel angeht. Ein weiteres Mal gelang es der Band ein durchweg spannendes Werk zu schaffen, ohne den typischen FEINDFLUG-Sound zu verlieren, aber auch ohne sich selbst zu kopieren…In den letzten Jahren konnte man vermehrt den prägenden Einfluss von FEINDFLUG auf die dunkle Musikszene beobachten. Zahlreiche Bands, auch bekannte (!), „bedienten“ sich einzelner Sounds von FEINDFLUG, klauten ganze Melodieführungen, benutzten die selben Sprachsamples (Wie innovativ!) usw.. In Mode kamen auch die berühmten FEINDFLUG- Streicher, auch die minimal dissonant angehauchten… Interessanterweise waren da auch Bands darunter, die sich im Vorfeld immer sehr abschätzig äußerten bzw. sich von FEINDFLUG distanzierten.

Nachdem schon seit 2004 diverses Videomaterial gesammelt sowie das Jubiläums-Konzert in Berlin im Oktober 2005 in bestechender Bildqualität mitgeschnitten wurde, erschien nach noch einmal halbjähriger Vorbereitung im Juni 2006 die Feindflug-DVD „…hinter feindlichen Linien“. Neben den umfangreichen Liveaufnahmen und dem Interview (mit englischen und sächsischen Untertiteln!) stellt dabei vor allem das beeindruckende Video zu „Truppenschau“ einen besonderen Höhepunkt dar. Die Band sieht die DVD vor allem als Dankeschön an alle Fans, speziell auch im außereuropäischen Ausland, die bisher nicht die Gelegenheit hatten, Feindflug live zu sehen.

FEINDFLUG ist keine reguläre Liveband. Aufgrund von Job’s, Studium, usw. ist jeder der seltenen Livetermine vom Munde abgespart. Weiterhin weiß jeder Musiker, dass es unmöglich ist diesen Sound auf der Bühne zu 100% zu reproduzieren, so dass das Engagement von FEINDFLUG, zumindest Teile davon live umzusetzen bzw. mit zu ergänzen, doppelt hoch bewertet werden muss. Das seit dem Jahr 2005 neu praktizierte fulminante line up mit Clemens, Patric, Matze, Soli und Kay, neben den beiden bekannten Hauptakteuren Felix und Banane, wird einem neuen Konzept zur Liveumsetzung und zu Veränderung noch mehr gerecht. Jedes Konzert von Feindflug ist mit schwierigen logistischen Vorbreitungen für das umfangreiche Bühnenmaterial verbunden, so daß schon allein darin ein Grund für die relativ seltenen Konzerttermine zu finden ist. Feindlug hat nicht vor, mit einem Laptop irgendwo hinzufliegen, nur um ein Fake-Konzert abzugeben! WENN Feindflug-Konzert, DANN ein richtiges Feindflug-Konzert!!!

Von all den Shows, die gespielt wurden, hat FEINDFLUG die Tour mit Aslan Faction im Jahre 2002 aufgrund herzlichen Atmosphäre mit am besten gefallen. Ebenso im Jahre 2004 das Zusammentreffen mit den argentinischen Bands Lamia und Kutna Hora (ebenfalls wieder mit Aslan Faction). Dank gebührt eigentlich all jenen Veranstaltern, die schon frühzeitig Konzerte mit FEINDFLUG veranstaltet haben, obwohl es teilweise massive Kritik und sogar Drohungen von außerhalb gab.

Konsequent steht der Name FEINDFLUG dafür, dass Menschen sich Gedanken machen über die Mißstände in dieser Welt. Dies ist nicht daran gebunden, ob man Musik produziert, zu der man auch tanzen kann oder nicht! Die Mühe, auch mal etwas zu hinterfragen, anstatt alles nachzuplappern, muss man sich schon selbst machen! In diesem Sinne: Use your brain and think about it! (…auch wenn dieser Satz viele Zeitgenossen zu überfordern scheint!)